ÖSTERREICH:
„Fernwärmehauptstadt“ Linz: Herausfordernde Dekarbonisierung
Von derzeit rund 40 Prozent „klimaneutraler“ Wärmebereitstellung will die Stadt Linz bis 2040 auf 100 Prozent kommen. Vor allem die Umstellung der KWK ist aber finanziell schwierig.
Sie gilt als „Fernwärmehauptstadt“ Österreichs: die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz, in der rund 70 Prozent des Wärmebedarfs mittels Fernwärme gedeckt werden. Zuständig dafür ist die stadteigene Linz AG, die über ihr Netz
rund 90.000 Haushalte versorgt. Etwa 60 Prozent des Wärmebedarfs deckt sie durch mit Erdgas befeuerte Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) in ihren Heizkraftwerken (HKW)
Linz Mitte und Linz Süd. Die verbleibenden 40 Prozent der benötigten Fernwärme stellt sie primär mit einer 2006 in Betrieb gegangenen Biomasseanlage im HKW Linz Mitte sowie
einer ebenfalls dort situierten, seit 2012 bestehenden thermischen Abfallbehandlungsanlage weitgehend ohne Ausstoß von CO2
bereit.
Im Einklang mit den klima- und energiepolitischen Zielen Österreichs plant die Linz AG, ihr Fernwärmesystem bis 2040 schrittweise vollständig zu dekarbonisieren, berichtete der für den Energiesektor zuständige Vorstandsdirektor des Unternehmens, Josef Siligan, bei einer Pressefahrt am 10. Oktober: „Wir wollen ab 2030 mindestens 60 Prozent des Bedarfs klimaneutral decken, ab 2035 sollen es 80 Prozent sein, ab 2040 schließlich 100 Prozent.“
Als eines der wesentlichsten Vorhaben in diesem Zusammenhang sieht die Linz AG ihren sogenannten „Wärmewandler“, der 2027 im HKW Linz Mitte in Betrieb gehen soll. Ein Generalunternehmer zur Umsetzung des Projekts mit rund 30 Millionen Euro Investitionsvolumen ist bereits beauftragt, die Ausschreibungen sind für kommendes Jahr vorgesehen. Technisch geht es um Folgendes: Bei der Erzeugung von Strom und Wärme mit der Biomasseanlage entstehen Abgase. Der darin enthaltene Wasserdampf wird künftig mit einer Kombination aus Kondensations- und Wärmepumpentechnik zur Wärmebereitstellung genutzt. Der „Wärmewandler“ ermöglicht der Linz AG, den „klimaneutralen“ Anteil ihrer Fernwärmebereitstellung von den derzeitigen 40 auf 55 Prozent zu erhöhen.
Alternde KWK
Klar ist laut Siligan allerdings, dass die Linz AG auch in Zukunft mit einem gasförmigen Energieträger betriebene KWK benötigt. Über die Fernwärmebereitstellung hinaus sind diese erforderlich, um die witterungsbedingt schwankende Stromerzeugung von Windparks und Photovoltaikanlagen auszugleichen, die ab etwa 2030 den Großteil des österreichischen Strombedarfs decken sollen. Ab diesem Jahr möchte sich die Republik bekanntlich bilanziell vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen.
Das Problem: Die KWK im HKW Linz Mitte mit insgesamt 227 MW elektrischer sowie 171 MW thermischer Leistung wurde zuletzt 2012 modernisiert und erreicht um das Jahr 2040 das Ende ihrer Betriebsdauer, teilte Siligan der Redaktion mit. Die KWK im HKW Linz Süd mit ihren 120 MW elektrischer Leistung sowie drei nachgeschalteten Abhitzekesseln wiederum besteht in ihrer derzeitigen Form seit dem Jahr 2000 und muss bereits Mitte des kommenden Jahrzehnts ersetzt werden. Dort laufen Versuche zur Beimischung von Wasserstoff zum Erdgas. Nach Angaben des Leiters der Energieerzeugung der Linz AG, Christian Scheinecker, verkraften die Turbinen der Linzer KWK bis zu 15 Prozent Wasserstoff ohne nennenswerte Adaptierungen.
Kapazitätsmarkt nötig
Konkrete Vorhaben für einen Ersatz der Linzer KWK gibt es Siligan zufolge aber noch nicht. Der Grund: „Unter den gegebenen Rahmenbedingungen wären neue Anlagen wirtschaftlich nicht darstellbar.“ Und das gelte keineswegs nur für die Linz AG, sondern für die meisten österreichischen Betreiber von großen KWK. Siligan geht daher davon aus, dass Österreich ähnlich wie andere europäische Länder, darunter Deutschland, einen Kapazitätsmarkt etablieren muss: „Wir brauchen einfach ein Marktsystem, in dem sich mit Gas betriebene KWK rechnen.“ Wie berichtet, will der Elektrizitätswirtschaftsverband Oesterreichs Energie seine diesbezüglichen Überlegungen im November präsentieren.
Für erforderlich erachtet Siligan auch ein eigenes Wasserstoffnetz zur Versorgung der künftigen KWK sowie der Industrie. Einen tauglichen Ansatz hierfür bietet ihm zufolge das von der österreichischen Gaswirtschaft geplante „Startnetz“. Wie mehrfach berichtet, soll dieses nach den derzeitigen Plänen aus rund 300 Kilometern an neuen Leitungen sowie 1.400 Kilometern an adaptierten Erdgasleitungen bestehen.
Im Einklang mit den klima- und energiepolitischen Zielen Österreichs plant die Linz AG, ihr Fernwärmesystem bis 2040 schrittweise vollständig zu dekarbonisieren, berichtete der für den Energiesektor zuständige Vorstandsdirektor des Unternehmens, Josef Siligan, bei einer Pressefahrt am 10. Oktober: „Wir wollen ab 2030 mindestens 60 Prozent des Bedarfs klimaneutral decken, ab 2035 sollen es 80 Prozent sein, ab 2040 schließlich 100 Prozent.“
Als eines der wesentlichsten Vorhaben in diesem Zusammenhang sieht die Linz AG ihren sogenannten „Wärmewandler“, der 2027 im HKW Linz Mitte in Betrieb gehen soll. Ein Generalunternehmer zur Umsetzung des Projekts mit rund 30 Millionen Euro Investitionsvolumen ist bereits beauftragt, die Ausschreibungen sind für kommendes Jahr vorgesehen. Technisch geht es um Folgendes: Bei der Erzeugung von Strom und Wärme mit der Biomasseanlage entstehen Abgase. Der darin enthaltene Wasserdampf wird künftig mit einer Kombination aus Kondensations- und Wärmepumpentechnik zur Wärmebereitstellung genutzt. Der „Wärmewandler“ ermöglicht der Linz AG, den „klimaneutralen“ Anteil ihrer Fernwärmebereitstellung von den derzeitigen 40 auf 55 Prozent zu erhöhen.
Alternde KWK
Klar ist laut Siligan allerdings, dass die Linz AG auch in Zukunft mit einem gasförmigen Energieträger betriebene KWK benötigt. Über die Fernwärmebereitstellung hinaus sind diese erforderlich, um die witterungsbedingt schwankende Stromerzeugung von Windparks und Photovoltaikanlagen auszugleichen, die ab etwa 2030 den Großteil des österreichischen Strombedarfs decken sollen. Ab diesem Jahr möchte sich die Republik bekanntlich bilanziell vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen.
Das Problem: Die KWK im HKW Linz Mitte mit insgesamt 227 MW elektrischer sowie 171 MW thermischer Leistung wurde zuletzt 2012 modernisiert und erreicht um das Jahr 2040 das Ende ihrer Betriebsdauer, teilte Siligan der Redaktion mit. Die KWK im HKW Linz Süd mit ihren 120 MW elektrischer Leistung sowie drei nachgeschalteten Abhitzekesseln wiederum besteht in ihrer derzeitigen Form seit dem Jahr 2000 und muss bereits Mitte des kommenden Jahrzehnts ersetzt werden. Dort laufen Versuche zur Beimischung von Wasserstoff zum Erdgas. Nach Angaben des Leiters der Energieerzeugung der Linz AG, Christian Scheinecker, verkraften die Turbinen der Linzer KWK bis zu 15 Prozent Wasserstoff ohne nennenswerte Adaptierungen.
Kapazitätsmarkt nötig
Konkrete Vorhaben für einen Ersatz der Linzer KWK gibt es Siligan zufolge aber noch nicht. Der Grund: „Unter den gegebenen Rahmenbedingungen wären neue Anlagen wirtschaftlich nicht darstellbar.“ Und das gelte keineswegs nur für die Linz AG, sondern für die meisten österreichischen Betreiber von großen KWK. Siligan geht daher davon aus, dass Österreich ähnlich wie andere europäische Länder, darunter Deutschland, einen Kapazitätsmarkt etablieren muss: „Wir brauchen einfach ein Marktsystem, in dem sich mit Gas betriebene KWK rechnen.“ Wie berichtet, will der Elektrizitätswirtschaftsverband Oesterreichs Energie seine diesbezüglichen Überlegungen im November präsentieren.
Für erforderlich erachtet Siligan auch ein eigenes Wasserstoffnetz zur Versorgung der künftigen KWK sowie der Industrie. Einen tauglichen Ansatz hierfür bietet ihm zufolge das von der österreichischen Gaswirtschaft geplante „Startnetz“. Wie mehrfach berichtet, soll dieses nach den derzeitigen Plänen aus rund 300 Kilometern an neuen Leitungen sowie 1.400 Kilometern an adaptierten Erdgasleitungen bestehen.
Klaus Fischer
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Freitag, 11.10.2024, 10:45 Uhr
Freitag, 11.10.2024, 10:45 Uhr
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